Kolumne Dezember 2022

Eine Steinigung an Weihnachten?
Quelle: Hans Memling - wikimedia Hier
Von glitzernden Geschenkpapieren fast verdeckt, festtagsgesättigt und die Stille Nacht noch im Ohr übersieht man ihn leicht, den Stefanitag am 26. Dezember. Seit dem 4. Jahrhundert schon ist er dem ersten Märtyrer der Christenheit gewidmet, Stephanus, der von einem aufgebrachten Mob gesteinigt wird, weil er Jesus als den Christus bezeugt. „An jenem Tag“, berichtet uns die Apostel-geschichte im 8. Kapitel, „entstand aber eine große Verfolgung“. .
Diese Verfolgung dauert bis heute an. Von uns meist unbemerkt. Und gerade deshalb ist es so wichtig, dass uns der Stefanitag daran erinnert, dass wir an Weihnachten nicht nur Christi Geburt feiern, sondern dass es von der Krippe an immer auch darum geht, am Glauben an diesen Christus festzuhalten, im Leben und im Sterben. Dass dieses Festhalten etwas kosten kann, führt uns die Kirchengeschichte seit Stephanus bis heute am Beispiel zahlloser Märtyrer vor Augen.
Aktuell erleben wir dies etwa im Schatten der Unruhen im Iran. Vom gewaltsamen Vorgehen der Regierung sind auch die Christen der Untergrundgemeinden betroffen. Sie werden bedroht und leben in ständiger Sorge, im Zuge der Gewaltmaßnahmen noch stiller inhaftiert und ermordet zu werden als zuvor. Die Situation dort ist kein Einzelfall. Sie reiht sich ein in eine Vielzahl von Ländern, in denen Christen aus ganz unterschiedlichen Gründen Bedrückung und Verfolgung erleiden – weil sie einer bestimmten Volksgemeinschaft angehören, weil Regierungen auf ihrem Rücken Identi-tätspolitik betreiben, weil Schuldige für soziale Missstände gesucht werden, weil eigene religiöse Überzeugungen durch ihren Glauben an Jesus Christus in Frage gestellt werden.
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„Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft … Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“, lesen wir im 1. Korintherbrief im 12. Kapitel.
Leiden wir mit, mit unseren Glaubensgeschwistern in Indien und Afghanistan, in Äthiopien und Nigeria, in China und an allzu vielen Orten, die hier noch aufgeführt werden müssten? Gott kennt sie. Gott sieht die Not. Gott hört die Schreie seiner Kinder. Auch wir sollten an sie denken, für sie beten. Am Stefanitag und in manch anderer stillen Nacht.
Ihr
Dr. Philipp Hildmann