Kolumne März 2024
Heiliger Kilian
Heiliger Kilian, Kolonat und Totnan, Neumünster-Kirche, Würzburg
Quelle: Wikimedia; von Christian "VisualBeo" Horvat - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 (Link)
Der aktuelle Gemeindebrief beschäftigt sich mit dem Thema: Heilig.
Die evangelisch-lutherische Kirche folgt dem Heiligenkult der römisch-katholischen Kirche nicht in dem Sinne. Denn, wenn wir die Kriterien der katholischen Kirche für einen Heiligen anlegen, heroischer Lebenswandel und mindestens 4 Wunder, dann können wir eher nicht nach Heiligen bei uns suchen. Nach evangelischem Verständnis ist die Heiligenverehrung ein Rest des vorchristlichen Polytheismus, also eigentlich heidnisch. Die Heiligenverehrung hält von der eigentlichen Christuskonzentration ab. Wir brauchen keine Fürsprecher vor Gott, denn wir dürfen, dank Jesus Christus, Gott direkt als Vater ansprechen und ihn bitten.
Aber wir beten in unserem Credo: „…ich glaube..an die Gemeinschaft der Heiligen…“
Wenn wir uns nun darauf verständigen können, dass Heilige Vorbilder im Glauben sind, die wir nicht verehren, denen wir aber doch eine besondere menschliche Qualität zusprechen, dann können wir wohl nach ihnen suchen.
Wer sind denn unsere Heiligen? Machen wir uns doch auf die Suche in unseren Vor- und Familiennamen.
Mein Mädchenname ist „Kilian“.
Der heilige Kilian soll der Legende nach an der Wende des 7. Zum 8. Jahrhundert die iro-schottische Mission in Franken begonnen haben. Demzufolge kam er mit seinen 11 Begleitern (12 Apostel) 686 nach Würzburg. Zusammen mit seinen engsten Begleitern Kolonat und Totnan soll er in der Stadt Würzburg und ihrer Umgebung gepredigt und missioniert haben. Sie wurden daselbst angeblich von Galiana, der Ehefrau des fränkischen Herzogs Gosbert, ermordet. Die Ehe des bereits getauften Herzogs galt nach Kirchlichem Recht als verboten, da Galiana die Witwe seines Bruders war, was sie aber strikt ablehnte und den drei Missionaren auflauerte, als ihr Gatte auf Reisen weilte.
Die Gebeine der drei Missionare sollen im Pferdestall verscharrt worden sein, an dessen Stelle sich heute die Neumünsterkirche befindet. Nach Auffindung des Grabes, in dem sich auch angeblich das sogenannte „Kilian-Evangeliar“ befand, durch Bischof Burkard, den ersten Bischof Würzburgs, wurden Kilian, Kolonat und Totnan rasch als Heilige eingestuft, was wohl in der damaligen Zeit üblich war..
In Analogie an andere Memorialbauten, wie dem Petersdom, wurde an der dieser Stelle 1711 ein Kuppelbau errichtet , in der auch heute noch die Gebeine der drei Heilligen in der Kiliansgruft aufbewahrt werden. Ihre Schädel allerdings befinden sich in einem besonderen aus Bergkristall geschaffenen Schrein in der großen Würzburger Kilianskirche. Die Stadt Würzburg verehrt ihren Kilian sehr. Während der Kiliani-Woche, einer großen Verkaufsmesse mit Volksfest, im Juli jeden Jahres wird auch heute noch der Schrein in einer großen Prozession zur Schau gestellt. Der katholische und evangelische Gedenktag ist der 8.Juli, in Würzburg wird er als Hochfest gefeiert, wiewohl er kein offizieller Gedenktag im allgemeinen katholischen Kalender ist.
Geboren wurde Kilian angeblich im irischen Mullagh im County Cavan. Dort existiert eine ihm geweihte Kirche und das Kilians Heritage Centre.
Orte können wir aufsuchen und uns auf die Suche nach den Spuren „unserer“ Heiligen machen.
Wenn Sie Sich angesprochen fühlen, es lohnt sich!
In Würzburg war ich bereits mehrmals, Mullagh steht noch auf meiner Liste.
Bleiben sie behütet,
Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Mitglied des KV